Europameisterschaft "EuRoboCup" in Amsterdam

FU-Fighters sind Europameister in der Small-Size-Liga

Bernhard Frötschl

Amsterdam, 1.6.2000

Nachdem das Team aus Taiwan wegen Funkproblemen ausgefallen ist, wurde der Spielmodus geändert: In der Vorrunde spielt jeder gegen jeden, um aus den 5 verbleibenden Teams die 4 Teilnehmer für die Halbfinalspiele morgen zu bestimmen.

Spielplan mit Ergebnissen:

9.30 FU-Fighters - CFA (Frankreich) 4:0
10.30 Rogi (Spanien) - VUB AI-Lab (Belgien) 0:0
12.00 Rogi (Spanien) - CFA (Frankreich) 2:0
13.40 FU-Fighters - VUB AI Lab (Belgien) 0:0
14.40 Rogi (Spanien) - 5dpo (Portugal) 0:0
15.20 CFA (Frankreich) - VUB (Belgien) 0:1
16.10 FU-Fighters - 5dpo (Portugal) 2:0
17.00 CFA (Frankreich) - 5dpo (Portugal) 0:0
18.00 FU-Fighters - Rogi (Spanien) 2:0
19.10 VUB (Belgien) - 5dpo (Portugal) 1:0

Die Tabelle nach der Vorrunde (3 Punkte bei Sieg, 1 Punkt bei Unentschieden):
1. FU-Fighters 10
2. VUB (Belgien) 8
3. Rogi (Spanien) 5
4. 5dpo (Portugal) 2
5. CFA (Frankreich) 1

Amsterdam, 2.6.2000

Aufzeichnungen der Spielreportagen vom 2.Halbfinale und Finale sind unter (http://www.java-radio.de/robocup) zu hören.
9.00 1. Halbfinale (2.-3. der Vorrunde): VUB AI-Lab (Belgien) - Rogi (Spanien) 0:1
11.00 2. Halbfinale (1.-4. der Vorrunde): FU-Fighters - 5dpo (Portugal) 6:0
14.30 Spiel um Platz 3: VUB AI-Lab (Belgien) - 5dpo (Portugal) 3:2
16.30 Endspiel: FU-Fighters - Rogi-Team (Spanien) 6:0

Vorbericht von Andrea Schuhmann, Bernhard Frötschl und Raul Rojas

Amsterdam, 31.5.2000

Die FU-Fighters spielen bei der Europameisterschaft im Roboter-Fußball.

Wenige Tage vor dem Anpfiff des Eröffnungsspiels der Fußball-Europameisterschaft ringen auch Roboter um den Sieg in derselben Sportart. In Amsterdam findet der Eurocup 2000 statt, ein Wettbewerb bei dem Roboter zum Ball rollen, den Doppelpaß und den gezielten Torschuß versuchen.

In vier Roboter-Ligen wird gespielt, jede hat ihre eigenen Gesetze: In der Middle-Size-Liga kämpfen nahezu autonome Roboter mit eigener Kamera und 2-4 Rädern um das Leder. 14 Teams wollen den Titel, gespielt wird vier gegen vier. Leider haben noch viele der ca. 50 cm großen Roboter Probleme, den Ball zu finden, so daß der Spielfluß oft darunter leidet.

In der virtuellen Liga dagegen wird das komplette Spielgeschehen mit je 11 Spielern simuliert, wodurch Hardware-Probleme erst gar nicht auftreten können und interessante Spielzüge und Taktiken zu verfolgen sind. Unter den 14 angetretenen Teams befindet sich auch eines von der Berliner Humboldt Universität.

Die Small-Size-Liga kann man als Kompromiß zwischen Middle-Size- und virtueller Liga verstehen: Jedes Team beobachtet mit einer Kamera von oben die eigenen fünf Roboter, die auf einem Teppich mit den Dimensionen einer Tischtennisplatte spielen. Das Bild wird mit einem PC in Bruchteilen einer Sekunde ausgewertet und die gut 'überlegten' Anweisungen per Funk an die Roboter versandt. Durch die vereinfachte Bilderkennung kommen mitunter sehr schöne Spielzüge zustande. Genau in dieser Liga fühlen sich die FU-Fighters von der Freien Universität Berlin wohl - bei der WM 99 in Stockholm wurden wir immerhin Vizeweltmeister.

Schließlich gibt es noch die RoboCup-Junior-Liga, die sich speziell an Schüler richtet. Vorbereitete Lego-Gefährte werden von den Nachwuchs-Robotikern so programmiert, daß sie beim Spiel eins gegen eins möglichst oft die Kugel ins Tor schieben.

Morgen beginnt sie nun, die EM der Roboter-Fußballer in der Small-Size-Liga. Am Start sind sechs Teams in der Klasse der Roboter bis 18cm Durchmesser, und zwar jeweils ein Team aus Belgien, Deutschland, Frankreich, Spanien und sogar Taiwan. Die Kicker aus Taiwan nehmen als Gäste teil, da es eine offene Europameisterschaft ist und können somit Turniersieger, aber nicht Europameister werden.

Das Teilnehmerfeld wurde in 2 Gruppen unterteilt: Gruppe A: Portugal (5DPO), Frankreich (CFA UPMC Paris 6), Deutschland (FU-Fighters Berlin) Gruppe B: Taiwan (Genius), Belgien (VUB AI-Lab Brüssel), Spanien (Rogi-Team Barcelona) Die ersten beiden einer Gruppe erreichen das Halbfinale.

Die FU-Fighters zeigen im Turnier zwei Typen von Robotern: einerseits würfelartige Maschinen mit 2 Rädern und einer rotierenden Platte als Schußapparat, andererseits kleinere, wendigere Roboter mit runden Formen und einer Schiebe-Schußvorrichtung. Die großen Roboter treten hart und zielsicher den Golfball, können allerdings nicht aus voller Fahrt heraus schießen und bevorzugen von daher die englische Kick&Rush-Spielweise. Die Kleinen dagegen können genau dies, sind daher eher ballverliebt und haben ein gutes Timing beim Paß. Durch die Bauart bedingt ist der Schuß allerdings weniger kräftig.

Der schwächere Schuß der 'Minis' ist aber unter den neuen Feldbedingungen kein sehr großer Nachteil: Die früher verwendete Tischtennisplatte mit einer 10 cm hohen, senkrechten Umrandung wurde ersetzt durch einen rasengrünen Teppich, der von einer 45 Grad schrägen Bande umgeben ist. Dieser Schritt hin zu 'natürlicherem' Fußball läßt unter anderem nicht mehr zu, gezielt über die Bande ins Tor zu schießen, wie es unsere großen Roboter gern taten. Statt dessen muß nun am Feldrand wesentlich vorsichtiger operiert werden, um den Ball nicht ständig ins Aus zu treten. Genau dies wird aber von RoboCup-Organisatoren gewünscht. Die Berliner Roboter müssen ihre Spielfreude und Schießwut also genau dosieren: Die FU-Fighters schießen nur noch, wenn ein Treffer sehr wahrscheinlich und der Abstand zum Tor niedrig ist.

Die zwei Teams in der Gruppe der FU-Fighters (Portugal und Frankreich) sind zum Teil noch unbeschriebene Blätter: Obwohl die Portugiesen 1998 den dritten Platz bei der Weltmeisterschaft in Paris belegen konnten, sind ihre Roboter 1999 bei der WM in Stockholm ausgefallen. Jetzt haben sie neue Roboter gebaut und gehen mit einem völlig neuen Team an den Start. Ihre Roboter haben nun ähnlich dem unseren einen rotierenden Schußapparat, allerdings wird er durch eine Klappe verborgen, die es ihnen ermöglicht, den Ball zunächst zu führen und durch einfaches Öffnen der Klappe zu schießen.

Die Franzosen sind ein ähnlicher Fall - bei ihnen ist die Bildverarbeitung 1999 ausgefallen. Dieses Jahr wollten sie scheinbar nichts anbrennen lassen - beim Vermessen des Spielfeldes verwendeten sie eine Unzahl von Tischtennisbällen, die sie auf Millimeter genau auf dem Spielfeld plazierten. Ihre würfelförmigen Roboter sind mit großen Motoren ausgestattet, die den Ball vor- und rückwärts schieben, aber nicht schießen können. Ganz fertig scheinen ihrer Roboter noch nicht zu sein, es wird daran noch mächtig gebastelt.