RoboCup WM 2002 - Fukuoka

Daniel Szer und Lars Wolter

Anreise und die ersten Tage

Bekanntlich fängt eine gute Meisterschaft schon zu Hause an und das bedeutet nicht zuletzt, dass die gesamte Ausrüstung verpackt und mitgenommen werden muss. Einen Teil konnten wir schon vorher als Fracht vorausschicken, den Rest mussten wir jedoch als eigenes Gepäck ins Flugzeug mitnehmen. Um allen Unwegbarkeiten vorzubeugen hatten wir uns auf vier verschiedene Flüge verteilt und trafen so nacheinander vom 14.Juni bis zum 17.Juni in Fukuoka ein, nach Zwischenstops in Frankfurt respektive London und später Tokyo.

Am Flughafen von Berlin hatte man uns zwar zwei Farbtöpfe mit Verdacht auf brennbares Material abgenommen, aber ansonsten gab es keine größeren Probleme mit dem Zoll, ja in Japan angekommen trug man uns sogar unsere schweren Kisten bis zum Check-In. Nach zwei Stunden Inlandsflug war Fukuoka erreicht, draussen war es bereits dunkel und so blieb nicht mehr viel übrig als sich erst einmal völlig erschöpft in das Hotelbett fallenzulassen. Und was für ein Hotel! Mit einem Wohn- und einem Schlafteil, einer eigenen Küche und einem wirklich grossen Bad.

Am Montag konnten wir das erste Mal den Fukuoka-Dome betreten, eigentlich ein komplettes Baseballstadion mit einem sich öffnendem Dach. Dort war denn auch bereits einiges aufgebaut, jeweils vier Felder für die Small- und die Midsize, eigene Bereiche für die Simulations-Liga, die Rescue- sowie die Human-Liga. Alles komplett mit Tribünen und riesigen Video-Leinwänden. Dazu kamen zahlreiche Messestände und derlei mehr. Fukuoka war also gerüstet für die anstehende Weltmeisterschaft.

Der Montag und Dienstag waren für den Aufbau reserviert. Da wir in zwei Ligen antreten würden mussten wir uns aufteilen. In der Smallsize war die erste strategische Amtshandlung unmittelbar nach der Öffnung des Domes die Kamera in der Mitte über das Feld zu hängen. Damit hatten wir also gleich einmal die beste Position gesichert. Später galt es, die Rechner zum laufen zu bekommen, die Kamera zu kalibrieren und den Funk einzurichten. In der Midsize mussten die Roboter zusammengebaut werden, die letzten Schussapparate wurden eingebaut und schnell glich der säuberlich vorbereitete Teambereich einer riesigen Werkstatt mit Ersatzteillager und allem drum und dran.

Als besonders knifflig stellte sich die Farbeinstellung für das blaue Tor in der Midsize-Liga heraus - und dann sollte das Blau auch noch dunkler gestrichen werden. Allgemein mussten wir uns eben noch ein bisschen an die neuen Lichtverhältnisse gewöhnen. Bis etwa drei Uhr nachts hingen wir im Dome rum, dann wurden jedoch die Tore geschlossen - und wir mussten noch unser Hotel wechseln, also mit alle Taschen und Koffern durchs nächtliche Fukuoka spazieren.

Am Dienstag gab es bei der Smallsize die Challenge-Aufgaben zu bewältigen. Die erste war so schnell wie möglich 5 mal über das Feld und zurück zu fahren. Dabei musste der eine Roboter statischen Hindernissen ausweichen. Wir schafften das in knapp 27 Sekunden und wurden so zweiter. Die zweite Challenge bestand darin, innerhalb von zwei Minuten so oft wie möglich mit einem Roboter ein Tor zu schießen. Dabei wurde der Ball sofort wieder an der Seite eingeworfen, sobald er das Spielfeld verlassen hatte oder ein Tor gefallen war. Bei dieser Challenge waren wir zwar nicht ganz so erfolgreich, aber mit 19 Toren in zwei Minuten lagen wir immer noch weit vor den 8 Toren die Big Red schaffte. Da der Dome in den folgenden Tagen immer so zwischen 23 und 24 Uhr geschlossen wurde hatten wir noch genügend Zeit, mit einigen Getränken und etwas Sushi am Strand rumzuhängen. Was uns dann natürlich am nächsten Morgen sehr half... ;-)

1.Spieltag (Mittwoch, 19.Juni)

Am Mittwoch wurde die Sache langsam ernst. Die Midsize-Leute mußten allesamt um 8:00 Uhr antanzen, da unser erstes Spiel gleich um 9:00 Uhr beginnen sollte. Unser Gegner gehörte eigentlich nicht zu den starken Teams, aber auf einmal ging garnix mehr. Der Funkkontakt brach zusammen, Roboter blieben einfach stehen, oder fuhren ungefragt drauflos. Daher entschieden wir uns, die Roboter manuell und nicht remote zu starten. Wir konnten so wenigstens ein 1:1 rausschlagen. Bei unserem zweiten Spiel kurz darauf sah es dann schon besser aus, wir mußten zwar immer noch manuell starten, aber dafür war die Vision besser eingestellt und wir konnten die Kollegen aus Schweden mit 2:0 vom Platz fegen. In der Smallsize hatten wir unser einziges Spiel gegen Team Canuck aus Canada zu bestreiten. Diese Partie war allerdings nach kurzer Zeit bereits mit einem 10:0 vorzeitig beendet. Aber es gab ja noch ein drittes Spiel in der Midsize gegen EIGEN, die bereits ziemlich erfolgreich gewesen waren und auch uns mit 4:1 schlagen konnten. Etwas resigniert hackten wir noch etwas in die Tasten und genossen dann den Weg zum Hotel bei strömendem Regen.

2.Spieltag (Donnerstag, 20.Juni)

Der Donnerstag ging angenehmer los, wir waren ausgeschlafener und es regnete nicht mehr. Doch unsere Probleme wollten nicht aufhören und wir mussten auch bei den nächsten beiden Spielen jeweils eine Niederlage einstecken. Nach dem zweiten Spiel gegen GMD hatten wir noch kurze Zeit das ganze Feld für uns, also probierten wir nochmal die Remotesteuerung und - oh Wunder - alle Robbis fuhren perfekt. Sie stellten sich zum Anstoß auf, sie fuhren los als man es ihnen sagte, und sie schossen Tore. Ja manchmal haben sie sogar elegant den Ball abgefangen. Der Torwart schlug sich ebenso erfolgreich. Nach zehn Minuten alleinigem Spiel, das wir mit verblüfftem Blick betrachteten, rauchte uns einer der Robbis noch ab, das Akkukabel war völlig verschmort. Aber guter Dinge, weil ja eigentlich eben doch alles funktionierte (zumindest ohne Gegner) gingen wir in unser Stammrestaurant (Extrapreis für Robocupper).

Später bestritten die Smallsize Roboter ihr zweites Spiel (eines wurde bereits abgeblasen). Wieder waren nach knapp drei Minuten die erforderlichen 10 Tore geschossen, so dass das Spiel abermals frühzeitig beendet werden konnte. Soweit ein Erfolg auf ganzer Linie für die Smallsizers. Dennoch ist zu befürchten, dass die Spiele nach der Vorrunde schon noch ein anderes Kaliber sind.

3.Spieltag (Freitag, 21.Juni)

Was soll man sagen - die Smallsize Roboter machten ihrem Ruf alle Ehre: Es gab zum dritten Mal einen ungefährdeten 10:0 Sieg gegen die Iraner von IUT Flash. Das einzig Interessante an diesem Spiel war die Tatsache, dass wir es mit Robotern zu tun hatten, die praktisch eine Kopie unserer eigenen waren! Bei den German-Open in Paderborn im Frühling hatten sich die Iraner ganz genau unsere Konstruktion angesehen um nun mit praktisch identischen Rädern und Schussapparat aufzuspielen. Genutzt hat es ihnen allerdings wenig ;)

In der Midsize zeichnete sich derweil der Anfang vom Ende ab. Zwar konnten wir gegen die schwachen Persier, die noch überlegt hatten, ob sie überhaupt antreten sollten, einen 3:0 Sieg erringen, aber das alles entscheidene Spiel gegen die schwarzen Philips-Boxen musste auch noch gewonnen werden, um in das Viertelfinale einziehen zu können. Die Philips Roboter konnten sich aufgrund ihrer Größe und Schwere anfangs besser durchsetzen und schoben den Ball auch gleich einmal in unser Tor. Zwar mussten sie einige gelben Karten kassieren, aber das änderte an der Aufstellung erstmal nichts. Erst kurz vor der Halbzeit gab es auch vermehrt blaue Karten und die Philips wurden vom Platz gestellt. Nun hatten wir die Chance, auszugleichen, aber nach dem zweiten Anstoss standen die fünf Boxen wieder rum und klemmten den Ball quasi zwischen sich ein. Unsere kleineren und leichteren Roboter hatten kaum noch die Möglichkeit, an den Ball zu gelangen und so war schliesslich die Zeit gegen uns, noch einen Siegtreffer zu erzielen.

Viertel- und Halbfinale (Samstag, 22.Juni)

Nachdem wir ja nun in der Midsize ausgeschieden waren konzentrierte sich alles auf die Smallsize. Am Abend zuvor hatten wir noch das Fussballspiel Deutschland-USA gesehen und hinterher im Dome einige Einstellungen vorgenommen. So mussten wir zum Beispiel den Elfmeter verbessern, vor allem auch deshalb, weil unsere Gegner im Viertelfinale, die RoboDragons, praktisch nur aus fünf Abwehrrobotern bestanden und so Tore aus dem laufenden Spiel vielleicht ziemlich schwer zu erzielen sein könnten. Ausserdem wussten wir von dem Problem der Dragons, die manchmal für längere Zeit zwei Spieler im eigenen Strafraum hatten. Dort rechneten wir mit einem Elfmeter zu unseren Gunsten.

In der Tat begann das Spiel auch so zäh wie erwartet. Praktisch alles spielte sich in der gegnerischen Hälfte ab, aber was nützt einem das, wenn der Ball irgendwo zwischen den Dragon-Kisten liegt und man kaum eine möglichkeit hat, durch die Abwehrmauer hindurchzukommen. Zwar hatten wir einige Chancen, vor allem, wenn wir den Ball von einer Seite auf die andere passen und dann von dort direkt auf's Tor schiessen konnten, aber verwerten konnten wir sie nicht. Zu allem Unglück kam dann in der ersten Halbzeit tatsächlich auch noch ein verpatzter Elfmeter von uns dazu.

Die zweite Halbzeit startete dann aus unserer Sicht etwas besser: In den ersten Minuten konnten wir gleich zwei Tore erzielen. Das eine war eine schöne klassische Kombination mit einem Pass von einer Seite auf die andere, wo gleich der wartende Vollstrecker den Schuss verwandelte. Das andere Tor entstand von weiter hinten, wodurch die Abwehr der Dragons halb in den Angriff übergehen wollte und das Tor einen Moment lang frei war. Kurze Zeit später gab es einen zweiten Elfmeter für uns - und den hatten wir im ersten Anlauf auch wieder prompt vermasselt! Diesmal lag es allerdings daran, dass die Verbindung zur Referee-Box, die ja das Spiel zentral startet, ausgeschaltet war und sich somit überhaupt nichts bewegte. Glück im Unglück, der Schiedsrichter dachte, wir hätten ein Problem mit den Kabeln und lies den Elfer wiederholen... Schlussendlich konnten wir also ein durchwachsenes 3:0 rausholen.

Kurze Zeit später fand dann das Halbfinale gegen unseren Angstgegner, Lucky Star aus Singapur, statt. Dafür mussten wir zunächst einmal das Feld wechseln und Rechner, Kamera und Funk neu aufbauen. Relativ früh nach dem Anpfiff gingen wir aber bereits mit einem Tor in Führung, selbst für uns war das ziemlich unerwartet, denn im Vergleich zu letztem Jahr waren die Luckys natürlich weiter verbessert worden und konnten so zum Beispiel unsere Angreifer in ihrem Strafraum decken. Der Ausgleich lies denn auch nicht auf sich warten: Nach einer "Standartsituation", einem Freistoss, gab es eine kurze Phase der Desorientierung - und schon lag der Ball bei uns im Tor. Generell lagen aber Welten zwischen diesem Spiel und dem vorherigen, allein weil beide Manschaften dynamischer und somit auch für die Zuschauer ansehnlicher spielten. Unser zweites Tor war sicher eines der ganz besonderen Highlights der gesamten WM, zumindest in der Smallsize, als nämlich unser rechte Stürmer einen Querpass durch die Verteidigung der Luckys spielte und der zweite Stürmer links den Ball direkt und ohne Gnade verwandeln konnte. Dass Spiele jedoch 90 Minuten (also in unserem Fall eben 20...) dauern wurde uns nach einem anderen Freistoss von Lucky Star bewusst: Obwohl sie weit hinten aus ihrer eigenen Hälfte heraus schossen verfehlte unser Verteidiger den Ball und unser Torwart machte leider sogar die Bahn regelrecht frei für das 2:2. Aber auch hier konnten wir noch einmal einen Nachlegen und über den Angriff ein weiteres Tor erzielen, was uns schlussendlich den Weg ins Finale ebnete. Unsere Finalgegner wurden denn auch kurz darauf in dem Spiel Big Red gegen Roobots ermittelt, was das Team von Cornell vorzeitig mit 10 Toren gewann.

Finale (Sonntag, 23.Juni)

Der Sonntag war nun also der grosse Tag des Finalspiels, für uns leider nur in der Smallsize. Da das Spiel erst um halb eins beginnen sollte hatten wir noch ein bisschen Zeit, uns am Vormittag darauf vorzubereiten, beziehungsweise die ersten Kisten versandfertig zu machen. Ausserdem musste das Spielfeld für unser 11 vs 11 Spiel gegen Cornell aufgebaut werden. Der Besucherandrang im Dome wollte denn auch nicht mehr abreissen,...

Team

Das FU-Fighters Team in der Small- und Midsize Liga:

Raul Rojas, Sven Behnke, Alexander Gloye, Felix von Hundelshausen, Lars Knipping, Marcus Liwicki, Michael Schreiber, Mark Simon, Daniel Szer, Oliver Tenchio, Fabian Wiesel, Lars Wolter

Resultate

Small Size League

Mittwoch, 19.Juni
FU-Fighters Team Canuck 10:0
Donnerstag, 20.Juni
FU-Fighters All Botz -
FU-Fighters KU-Boxes2002 10:0
Freitag, 21.Juni
FU-Fighters IUT Flash 10:0
Samstag, 22.Juni (Viertelfinale)
FU-Fighters RoboDragons 3:0
Samstag, 22.Juni (Halbfinale)
Lucky Star FU-Fighters 2:3
Sonntag, 23.Juni (Finale)
FU-Fighters Big Red 3:7

Middle Size League

Mittwoch, 19.Juni
FU-Fighters KIRC 2:2
RFC Uppsala FU-Fighters 0:2
EIGEN FU-Fighters 4:1
Donnerstag, 20.Juni
FU-Fighters Artisti Veneti 2:4
FU-Fighters GMD Musashi 0:2
Freitag, 21.Juni
FU-Fighters Persia 3:0
FU-Fighters Philips 1:1

Links

RoboCup 2002

Smallsize Teams

Midsize Teams

  • EIGEN (Keio University - Japan)
  • AGILO RoboCuppers (Technische Universität München)
  • Artisti Veneti (University of Padua - Italien)
  • Fusion (Kyushu University and Fukuoka University - Japan)
  • GMD Musashi (FhG-AIS, GMD-JRL, KIT, University of Kitakyushu, University of Lecce)
  • KIRC (Kyushu Institute of Technology - Japan)
  • Osaka Univ. Trackies 2002 (Osaka University - Japan)
  • MINE (Mie University, Japan)
  • Persia (Isfahan University of Technology - Iran)
  • Philips (Philips Centre for Industrial Technology CFT - Niederlande)
  • UTTORI United (Utsunomiya University, Toyo University, RIKEN - Japan)
  • RFC Uppsala - Argus (Uppsala University - Schweden)
  • WinKIT (Kanazawa Institute of Technology - Japan)